Menschen, die in der sozialen Arbeit tätig sind, geben viel von sich - ihre Zeit, ihre Energie und ihre Empathie. Doch genau diese Empathie, die für den Beruf so essenziell ist, kann auch zur Belastung werden: Die Rede ist vom "emotional load" - der emotionalen Last, die Sozialarbeitende im Alltag mittragen.
Was bedeutet "emotional load"?
Emotional load beschreibt die emotionale Anstrengung und "Beladung", die mit der Arbeit mit belasteten Menschen
einhergeht. Sozialarbeiter*innen hören Geschichten von Gewalt, Verlust, Armut oder Krankheit - mitunter täglich. Manche Klient*innen sind in ihren Emotionen sehr "strahlungsaktiv" und Fachkräfte
nehmen diese Stimmungen/Atmosphären zuweilen in sich auf. Auch wenn man professionell bleibt, geht das nicht spurlos an einem vorbei. Die emotionale Last häuft sich an - oft unbemerkt.
Weshalb ist das so belastend?
Sozialarbeitende sind oft gleichzeitig Zuhörer*in, Problemlöser*in, Krisenmanager*in und emotionale Stütze. Sie fühlen mit, versuchen zu verstehen und zu empowern, heben Ressourcen und entwickeln
mit den Klient*innen Lösungen. In der Regel betreuen Fachkräfte mehrere Personen und finden sich demzufolge in manchen Wochen mehrfach in solchen Situationen wieder. Gleichzeitig fehlt es häufig
an eigenen Ressourcen, Zeit oder Unterstützung im System. Dazu der Druck, die Termine der Woche zu schaffen, Fristen nicht zu vergessen etc. Das kann zu emotionaler Erschöpfung,
Sekundärtraumatisierung oder sogar zum Burnout führen.
mögliche Warnzeichen für zu hohe emotionale Last:
- Erschöpfung, innere Unruhe
- Schlafstörungen
- Zynismus, emotionale Abstumpfung, Gereiztheit
- Rückzug von Familie und Freund*innen
- Konzentrationsprobleme
- Demotivation
- Zucker-Craving
- wieder oder vermehrtes Rauchen o.ä.
7 Tipps zum Umgang mit emotional load in der sozialen Arbeit:
1. Selbstreflexion als tägliche Praxis
Ein kurzes Innehalten nach einem herausfordernden Gespräch kann helfen, eigene Gefühle zu erkennen und zu verarbeiten. Den Körper abklopfen (ja, das beschrieb eine Supervisandin als ihr Ritual),
Journaling, Mind-Mapping, das Führen eines Emotions-Tagebuchs oder das gute Gespräch mit einer Kollegin/einem Kollegen sind einfache Tools der Selbstreflexion und Selbstregulation.
2. Professionelle Grenzen setzen
Es ist wichtig, Mitgefühl zu zeigen - aber auch, sich abzugrenzen. "Ich verstehe dein Leid" heißt nicht "Ich muss es mittragen". Auftrags- und Rollenklarheit helfen dabei, gesund zu bleiben.
3. Supervision und kollegiale Beratung nutzen
Regelmäßige Supervision und kollegialer Austausch ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Sie schaffen
Raum, belastende Situationen aufzuarbeiten, die emotional Load auszuleiten und neue Klarheiten zu gewinnen.
4. Bewegung rockt!
Bewegung und positive Aktivitäten - klingt banal, aber es ist ein wissenschaftlich belegtes Brötchen, dass Bewegung und Sport allerhand hilfreiche Hormone und Botenstoffe freisetzen. Es muss ja
nicht gleich der 10km Lauf sein, eine Runde Spazieren gehen hilft auch schon.
5. Akzeptanz
Sozialarbeitende können viel bewirken, aber sie sind keine Zauberer. Akzeptiere, dass du nicht jede Lebenssituation reparieren kannst - deine Präsenz allein ist oft schon viel wert.
6. Austausch mit Kolleg*innen pflegen
Ein gemeinsamer Kaffee, ein ehrliches Gespräch oder auch mal ein Lachen - diese kleinen Verbindungen sind wertvolle Entlastungsmomente.
7. Die eigenen Glaubenssätze hinterfragen
Manchmal sind wir uns selbst der schlimmste Antreiber. Fachkräfte sollten fair zu sich sein und eigene Glaubenssätze und Ansprüche hinterfragen, die mehr Druck machen als das sie helfen.
Fazit:
Emotional Load in der sozialen Arbeit ist real - und darf nicht ignoriert werden. Wer langfristig in diesem Beruf gesund bleiben will, braucht Strategien zur Selbstfürsorge und
Unterstützung. Denn nur wenn wir gut für uns selbst sorgen, können wir auch gut für andere da sein. Oder kurz: "Wer tragen will, sollte tragfähig sein."